Cochlea Implantat
Mit der Entwicklung des Cochlea Implantats ist es erstmals gelungen, ein Sinnesorgan zu ersetzen und somit tauben Menschen, die von einem Hörgerät keinen Nutzen haben, das Hören zu ermöglichen. In den 70er Jahren erhielten die ersten ertaubten Erwachsenen, 1981 erstmals Kinder ein Cochlea Implantat. Seitdem hat die Entwicklung dieses Systems große Fortschritte gemacht, und mittlerweile sind weltweit über 300.000 Menschen mit einem Cochlea Implantat versorgt.
Wie hört der Mensch normalerweise?
Das Hörorgan wird durch Schallwellen, d.h. durch mechanische Schwingungen eines bestimmten Frequenzbereiches, gereizt. Die Schallwellen erreichen das Hörorgan hauptsächlich über den äußeren Gehörgang, der am Trommelfell endet. Sie versetzen das Trommelfell in Schwingungen, die sich über die Gehörknöchelchen auf das Innenohr übertragen. Das Innenohr besteht aus dem Gleichgewichtsorgan und dem Hörorgan (Cochlea). Das Hörorgan liegt in einem schneckenförmigen Gang, der mit Flüssigkeiten gefüllt ist. Durch die Schwingungen der Gehörknöchelchen entsteht in der Cochlea eine Flüssigkeitsbewegung, die die etwa 25.000 Hörsinneszellen erregt. Dieses führt zur Auslösung von elektrischen Impulsen in den zugehörigen etwa 30.000 Fasern des Hörnervens. In der Cochlea wird also mechanische in elektrische Energie umgewandelt. Die elektrischen Impulse gelangen über den Hörnerven zur Weiterverarbeitung in eine bestimmte Hirnregion und werden dort z.B. als Musik oder Sprache erkannt.
Welche Ursachen für Hörstörungen gibt es?
Eine Ursache für eine Hörminderung bzw. Taubheit ist die Störung der Schallübertragung im äußeren Ohr oder im Mittelohr (Trommelfell, Gehörknöchelchen). Patienten, die hiervon betroffen sind, kann fast immer mit einer Operation geholfen werden, so dass sie ein Cochlea Implantat nicht benötigen.
Bei vielen Menschen liegt die Ursache einer Hörstörung im Innenohr. Hier sind die Hörsinneszellen, die akustische Informationen verstärken und normalerweise an den Hörnerven weiterleiten, geschädigt oder von Geburt an nicht funktionstüchtig. Besteht nur eine geringe Schädigung, so ist oft ein Hörgerät ausreichend. Ist die Schädigung jedoch hochgradig und beidseitig, kann ein Cochlea Implantat sinnvoll sein.
Besteht aufgrund eines beiderseits funktionslosen Hörnervens eine Taubheit, hat der Patient von einem Cochlea Implantat keinen Nutzen. In diesen Fällen kann ein Hirnstammimplantat erwogen werden.
Wie funktioniert ein Cochlea Implantat?
Ein Cochlea Implantat ersetzt die Hörfunktion des Innenohres, indem der noch funktionsfähige Hörnerv elektrisch gereizt wird. Das Cochlea Implantat soll Hörempfindungen und Sprachverstehen ermöglichen.
Über ein kleines, hinter dem Ohr getragenes Mikrofon werden die Schallwellen aufgenommen und an den Sprachprozessor weitergeleitet, der entweder mit dem Mikrofon in einem kleinen Gehäuse integriert ist. Der Sprachprozessor verarbeitet die Sprache, bestimmt ihre Bestandteile und sendet den so entstanden elektrischen Code zur Sendespule. Diese wird durch einen Magneten hinter dem Ohr gehalten und gibt den Code durch die intakte Haut an das Implantat (Empfänger und Reizgeber), das unter der Haut liegt, weiter. Im Implantat, dem „Empfänger und Reizgeber“, wird der vom Sprachprozessor erstellte Code in elektrische Stromsignale umgewandelt. Über eine Kabelverbindung gelangen diese elektrischen Impulse zu einem Elektrodenbündel, das in die Cochlea vorgeschoben wurde. Die Elektroden stimulieren den Hörnerven, der die Signale an das Gehirn weiterleitet, wo ein Höreindruck wahrgenommen wird.
Wann ist ein Cochlea Implant sinnvoll?
Ein Cochlea Implantat ist für Gehörlose oder beidseitig hochgradig Schwerhörige geeignet, die von einem Hörgerät keinen Nutzen mehr haben bzw. bei einseitiger Ertaubung einzusetzen, d.h.
- (Klein)-Kinder mit angeborenem hochgradigem oder vollständigem beidseitigem Hörverlust
- Jugendliche und Erwachsene mit hochgradiger Schwerhörigkeit oder Ertaubung nach Spracherwerb.
- Einseitige Ertaubung
Unabdingbare Voraussetzungen sind
- trotz optimal angepasster Hörgeräte kein ausreichendes Sprachverständnis
- intakter Hörnerv zur Weiterleitung der elektrischen Signale ans Gehirn
Erwachsene können vor allem dann von einem Cochlea Implantat profitieren, wenn sie als Kind sprechen gelernt haben, die Ertaubung also nicht seit frühester Kindheit oder Geburt besteht. Taub geborene oder hochgradig schwerhörige Kinder sollten so früh wie möglich, am besten in den ersten Lebensjahren, ein Cochlea Implantat erhalten. Kinder, die in einem höheren Lebensalter implantiert werden und taub geboren wurden, erzielen in den meisten Fällen weniger gute Ergebnisse.